Wahrscheinlich bin ich eine Ausnahme. Denn in meinem Twitter-Nachrichten häufen sich, Tweets die mich ständig auf dem Laufenden halten, wie man im Internet einen guten Eindruck hinterlässt. Online-Reputation und -Branding sind dort große Themen.
Dagegen ist auch nichts zu sagen.
Die Frage, die mich hier umtreibt, ist vielmehr, ob es möglich ist, online mit einer super weiß gewaschenen Weste dazustehen, ohne dass man, ganz menschlich gesehen, tatsächlich auch zu hundert Prozent jederzeit der politisch korrekte Gutmensch ist.
Die Gutmensch-Anstrengungen via Online-Technik und -Tools erinnern an den Kauf von Ablassbriefen, um sich einen First-Class-Platz im Himmelreich zu sichern. Dem ist heute das virtuelle Internet-Reich vorangestellt, in dem Reputations- und Brand-Pflege, also der moderne Ablasshandel, automatisiert funktionieren. Die Tips hierfür gibt es sogar oft kostenlos.
Es könnte also sein, dass uns im Internet, wenn alle diese Tips brav nutzen, nur noch Gutmenschen begegnen. Gut-Klone in potemkinschen Internet-Dörfern, die mit ihrer und unserer Wirklichkeit nichts mehr zu tun haben statt Menschen mit Ecken und Kanten, die angeblich schädlich für die Karriere sind.
Teilweise wird das Thema mit solch religiösem Eifer zelebriert, dass es mich schon an die Reinigung durch Beichte erinnert.
Was allerdings bei all den Anstrengungen und Tips zu Reputations- und Brand-Management fehlt, ist die klare Aussage, dass sich Reputation, Brand und übrigens auch Prominenz auf konkrete, in der Praxis und Realität gelebte oder vorgelebte Werte aufbauen.
Stattdessen Turbo-Reputation im Internet ohne weltliche Anstrengung. Oder bei Unternehmen wird das Ganze wie die Kunst am Bau gehandhabt. Hier und da einen kleinen Akzent setzen, um soziale Verantwortung zu zeigen und sich ansonsten in diesen weichen Bereichen sehr flexibel zu verhalten.
Nichts gegen Eigenwerbung, aber das ganz persönliche Markenversprechen muss auch eingehalten werden, wenn es nachhaltig wirken und die Authentizitäts-Prüfung im Alltag bestehen soll.