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Bei den privaten TV-Sendern und den Verlagen geht die Angst um. Ihre Kunden müssen in der Krise auf die Kosten achten, was bei einigen wohl auch bedeutet, dass Kommunikation und Werbung zu kurz kommt. Aber nicht nur da, auch dort wo die Kosten eine nur geringe Rolle spielen, scheinen viele Unternehmen angesichts drohender Krisenausläufer ihre Kommunikation nach der Vogel Strauß-Methode zu gestalten: Kopf in den Sand, bis die Gefahr vorbei – oder der Kopf ab ist.

Zum ersten Punkt: Verständlich, wer in Krisensituationen seine Werbe-Ausgaben anpasst. Aber es gab zu solchen Zeiten – ich erinnere an die letzten Krisen – immer Unternehmen, die mit gut gefüllter Kriegskasse ihre Marke und ihre Marktanteile gegenüber der zaudernden Konkurrenz nach vorne gebracht haben. Wer Optimismus verbreitet (und ihn sich leisten kann), dürfte im Markt punkten, Image und Marke verbessern.

Zum zweiten Punkt. In Krisensituationen rächen sich Kommunikationsfehler um so stärker. Dazu zählen mangelhafte Kommunikation, fehlende Vorausschau, um proaktiv reagieren zu können und ungenügende Konzepte.
Gegenüber Öffentlichkeit, Partnern und finanzierenden Banken müssen Unternehmen gerade in Krisensituationen eine exzellente Kommunikationsstrategie entwickeln, um Image, Stabilität und Handlungsmöglichkeiten zu erhalten.

Kommunikation ist ein unverzichtbarer Teil des nachhaltigen Handelns.

Ein hervorragendes Negativ-Beispiel war die TV-Berichterstattung vor wenigen Tagen über die Misere deutscher Leiharbeiter. Aufgezogen war der Bericht am persönlichen Schicksal eines Leiharbeiters, der von heute auf morgen bei einem Autozulieferer nicht mehr eingesetzt wurde. Daraufhin bot ihm die Leiharbeitsfirma einen Vertrag mit einem deutlich geringeren Stundenlohn an oder drohte zu kündigen, was für ihn Arbeitslosigkeit bedeutet hätte.
Erst nach der emotionalen Schilderung dieses Falles wurden die Argumente der Leiharbeitsfirma berücksichtigt, die sich angesichts der Automobilkrise noch nach den Zulieferern am Ende einer Negativ-Spirale sah und aufgrund der negativen Auslastung um die eigene Existenz fürchten musste.
Gut, das Thema Leiharbeit ist in Deutschland nicht besonders beleumundet. Doch darum geht es hier generell nicht. Aber gerade, weil sich hier etliche schwarze Schafe tummeln, hätte die Branche die Auswirkungen auf ihre Arbeitskräfte früh thematisieren müssen. So kam ihr natürlich die Gegenseite zuvor, was das Negativ-Image bestärkte.

Daraus sollte man die Erfahrung ziehen, dass es in solchen Fällen besser ist, mit negativen Nachrichten proaktiv zu arbeiten als der Gegenseite den ersten Zug zu überlassen.

Natürlich genügt es nicht, Negativ-Meldungen zu platzieren. Gefragt sind Konzepte, Erklärungen, wie man die Krise nutzt, wie man aus ihr herausfinden will, welche Ressourcen das Unternehmen besitzt, wie es sich von Wettbewerbern differenziert etc.

Wichtig scheint vor allem nach außen und in der Branche zu kommunizieren, dass man sich überhaupt mit möglichen negativen Auswirkungen beschäftigt.
Kostensparung und die Effekte dadurch zu kommunizieren sind eines, noch wichtiger ist es, sein Geschäftsmodell mit realen Chancen zu untermauern. Wenn ich lese, dass die Citibank über 50.000 Mitarbeiter entlassen will, dann sage ich mir als Leser: Was bedeutet das für die Kunden, das Business et.? 

Es genügt aber nicht ad hoc schön Wetter zu machen, sondern spätestens jetzt sollte man eine klare Kommunikationsstrategie entwickeln, die auf Kontinuität und Nachhaltigkeit setzt. Gerade Krisenkommunikation – also die Kommunikation bei kritischen Vorfällen und Entwicklungen – lässt sich besser und professioneller gestalten, wenn ein Unternehmen eine professionelle Kommunikationsstruktur in Öffentlichkeit und Branche besitzt und praktiziert.

(Auch erschienen bei Krisenblogger.de)
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