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Nichts gegen Thomas Knüwer, den Blogger vom Handelsblatt.
Ich habe ihn immer gerne gelesen und werde ihn auch weiterhin lesen. Er ist kontrovers, er ist unterhaltsam und er eckt auch gerne an. Auch weil er in einer Welt lebt, in dem ihm viele seiner Journalisten-Kollegen noch nicht gefolgt sind oder nicht folgen wollen. Ebenso wohl die Mehrheit der Leser des Handelsblattes und anderer Objekte.
Knüwer leidet wie so manch einer, der sich in der Online-Welt eingerichtet hat, an der Trägheit der Massen, auch im eigenen Haus, die ihm nicht so schnell folgen wollen und können.

Zugegeben, auch ich nutze sehr stark das Internet, finde Twitter enorm interessant und nützlich (außer solche Meldungen wie "Sitze gerade im Zug", "Trinke Kaffee" oder "Habe gerade einen großartigen Vortrag beim Kunden gehalten"), lese weniger Magazine, dafür mehr Beiträge aus dem Internet. Aber ich lebe und arbeite mit vielen Menschen zusammen, die noch oder vielleicht auch noch lange anders ticken. Klar, dass so mancher mit dem Knüwersche Manifest zum Journanlismus in seinem Blog Indiskretion Ehrensache am 1. Dezember nicht einig geht, auch ein Redaktionskollege.

So erleben wir einen Schlagabtausch, der nun in der Redaktion ausgebrochen ist. Turi2 schrieb dazu ..."under friendly fire".
Ein Kollege hat sich in einem Kommentar erlaubt, zu fragen, welche heißen News, Enthüllungen, Scoops denn der ruhelose Onliner und Panelrunner in der letzten Zeit im Blatt gehabt hat, wo er sich doch zur neuen Avantgarde des Journalismus zählt. Eine Avantgarde, die oft mitleidig auf jene schaut, die noch nicht in allen Phasen ihrer Recherche, Schreibe und des übrigens Lebens online sind. Klar, dass der Avantgardist von den Reaktionären in den Redaktionsstuben auf seine Erwiderungen ungern so deutliche Worte hört, doch mit dem "Unsinn" aufzuhören.-

Ich will hier nicht für den einen oder anderen Stellung beziehen. Dass sich der Journalismus, seine Wahrnehmung und Wertigkeit in einer neuen Medienwelt ändert und ändern muss, wird kaum jemand bestreiten. Doch muss das Rad neu erfunden werden? Kann Twitter die Recherche ersetzten? Bestimmt kann Twitter ein Thema anstoßen, seine Wertigkeit zeigen, doch sorgfältiges journalistisches Arbeiten kann auch das Internet mit seiner Info-Vielfalt nicht ersetzen, helfen dabei ja. Außerdem ist guter Journalismus ja auch für gestresste Leser hilfreich: er filtert, er prüft und spart Zeit. Umgekehrt ermöglicht das Internet eine neue Öffentlichkeit, eine Reaktion auf lange in Stein gemeißelte Bleimassen, die auf den Leser losgelassen wurden.

Schade, dass nach dem heftigen Schlagabtausch und einem windelweichen Abwürge-Argument die Sache nun intern weiter geht. Also müssen in dieser Sache wieder die klassischen journalistischen Trüffelschweine ran, weil man per Twitter und Online den Fortgang nicht anders beobachten kann.

PS: Die Überschrift ist eine Wendung, die in Redaktionen gerne gegenüber Kollegen angewandt werden, die regelmäßig unter Schreibdurchfall leiden. Also sich drängen, zu jedem auch noch so überflüssigen Thema etwas schreiben zu wollen. Das Internet unterstützt leider solche Anfälle ...
Tag(s) : #Out of Sync
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