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Die Fernsehleute hätten vor etwa gefühlten zehn Jahren auf Erwin Staudt hören sollen.

Vielleicht wussten sie gar nicht, wer das ist. Herr Staudt war einmal IBM-Chef und hat mit dem Kampfruf „Web oder weg“ versucht Wirtschaft und Gesellschaft auf die neue Internet-Zeit einzuschwören. Dann wurde aus bekannten Gründen – die Blase des Neuen Marktes war geplatzt – Internet für geraume Zeit zum Unwort.

Doch schneller als es viele ahnten, drängte es still und leise – und mit enormer Macht in unser Leben, die Flops des Neuen Marktes sind vergessen. Allerdings glaube ich, dass wir trotz Buzz-Words noch längst nicht im Web 2.0 angekommen sind. Vergleiche ich die frühen Visionen um das Internet, geht mir das Wort Social Web nur schwer über die Lippen und die Zahl 2.0 scheint übertrieben. Denn eigentlich spüren wir ja erst jetzt, dass wir an der Schwelle eines Umbruchs stehen, dass die Plattform Internet erst langsam ihre Muskeln ausspielen kann, das Netz, hinterlegt mit entsprechender Technik, nun allmählich zeigt, was es kann. Die Mobilität unterstützen, TV-Inhalte auf Abruf bieten .... und natürlich auch weiterhin Text-Content wie eine Zeitung oder ein Magazin liefert.

Das letztere hat zwar nichts mit neuer Technik zu tun, zeigt aber, dass die Dagobert Ducks  der deutschen Medienszene, die Herren der öffentlich-rechtlichen Kanäle, vor langer Zeit zu wenig an die Essentials des Internet gedacht haben, an das geschriebene Wort.

Vor allem ging der Streit mit den Verlegern lange darüber, wie stark der öffentliche-rechtliche Rundfunk mit seinen klassischen Inhalten im Internet Wettbewerb über Gebühr machen darf. Nun kämpfen die Intendanten sogar darum, parallel zum Internet-Fernsehen auch ein -Fernlesen einführen zu dürfen, weil sie ansonsten Angst haben, bestimmte Zielgruppen online nicht zu erreichen. Da das Internet das Medienverhalten verändert, müsse man auch dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen gestatten, so die verkürzte Argumentation, das Internet entsprechend zu nutzen, ohne sich auf angestammte Formate beschränken zu müssen. Schließlich habe man ja einen öffentlichen Auftrag.

Man darf gespannt sein, wie dieser Streit weiter geht, zumal die Verlage natürlich argumentieren, dass dies nun völlig den Wettbewerb verzerren würde, wenn ein Anbieter-Block im Internet den Wettbewerb per GEZ finanziert würde.

Spätestens dann darf man sich auf die schon mehrfach angestoßene Diskussion freuen, warum in Deutschland nur die öffentlich-rechtlichen Sender Gebühren erhalten sollen. Denn tatsächlich gibt es ja eher ein Problem bei der Erhaltung von Qualitäts-Zeitungen und ihrer Vielfalt als von öffentlich-rechtlichen Sendern. Und wenn diese im Internet künftig stärker in die Domäne dieser Blätter eindringen, stell sich die Frage, warum die einen ein Privileg auf öffentliche Finanzierung haben und die anderen nicht.

Tag(s) : #Ten Years After
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