Üblicherweise sind es ja die Blogger, die im Internet die scharfen Geschütze auffahren und Firmen zum Zittern bringen.
Ja, ein wenig Klischee muss bei der Replik auf die Blogger- und Internet-Schelte des deutschen Filmkritikers Josef Schnelle schon erlaubt sein.
Blogger und andere Amateur-Schreiber seien am Niedergang der Filmkritik in den Printmedien schuld, schrieb er am 14. August in der Berliner Zeitung ("Warum wir Filmkritik brauchen"). So manches bekannte US-Blatt hätte seine Filmredaktion verkleinert oder die Filmkritiker gar entlassen. Weil im Internet ja jeder aufgerufen sei, Filmkritiken zu schreiben und zu bloggen.
"Die Internet-Blogs zersetzen das informierte und unabhängige Urteil" steht da in einer Überschrift, gepaart mit dem Vorwurf, dass sich bei Online-Berichten über Filme eine Warentest-Mentalität eingeschlichen hätte.
Den dilettierenden Bloggern wirft er über ein Zitat vor, dass ihnen die professionelle Background eines Filmkritikers (Filmgeschichte, Entdecker-Qaulitäten etc.) fehlen würden.
Nun ja, ganz unrecht hat er ja nicht, dass online viel und schnell geschrieben wird, vox popoli zu Worte kommt und viele Meinungen nicht fundiert sind. Aber killen deswegen Blogger die Filmkritik in den Printmedien? Haut Schnelle da nicht auf die falschen ein?
Das wurde auch in so manchem Kultur-Blog gefragt und belegt, dass es selbst im der eher unspektakulären deutschen Blog-Szene einige gibt, die sehr wohl in der Lage sind seriöse und qualitativ hochwertige Filmkritik zu liefern (Der Ex-Filmkritiker der FR, Wolfram Schütte, scheint es auf seine alten Tage zu genießen seinen eigenen Blog zu schreiben statt sich den Zwängen eines Verlages zu unterwerfen). Sie werfen denn auch Schnelle Unkenntnis vor, welche Funktion und Bedeutung Blogs haben und wie das Internet funktioniert.
Schnelles Angriff ist für mich nicht nachvollziehbar. Will er das gedruckte Wort retten, hat er Angst um die Position der Filmkritiker oder sieht er in den deutschen Bloggern (was er verneint) eine Konkurrenz für seinen Berufsstand?
Es soll ja auch etliche Printmedien in diesem und anderen Ländern geben, die bei dem niedrigen Niveau schnell geschriebener Blogmeinungen durchaus mithalten können – und zwar ganz bewusst.
Qualität ist ja nicht alles, was gedruckt oder von einem Filmkritiker verfasst ist.
Auch in diesem Berufsstand soll es ja ein Gefälle geben.
Wollen wir dem Publikum vorschreiben, über welchen Kanal es sich informieren darf? Frei nach dem Satz, dass sich eine ungeliebt fühlende Regierung am liebsten ein neues Volk wählen möchte.
Ich werde den Verdacht nicht los, dass hinter der Kritik von Schnelle genau das steckt: Die Filmkritik fühlt sich in und außerhalb der Redaktionen oft nicht respektiert genug, vielleicht auch weil sie in der hehren Kulturkritik neben Theater, Oper, E-Musik etc. oft wenig Platz eingeräumt bekommt, in manchen Redaktionen nicht genug anerkannt wird, wie es ihr zukommt.
Und weil sie oft weit weg vom Leser ist, der vielleicht nur ganz profan wissen möchte, ob der Film ihm irgend einen Mehrwert an Unterhaltung, Wissen, Anregung, Auseinandersetzung etc. bringt.
Und manche Leser suchen auch den Dialog oder lauschen (lesen) gerne den Online-Dialogen. Hier bietet das Internet eine völlig neue Ebene, eröffnet Kritikern neue Möglichkeiten, sich Communities zu schaffen – warum nicht in Verbindung zu Print?
Statt nur aus der einsamen Warte des Kenners und Wissenden zu agieren, könnte ihm das Internet helfen die industrialisierte Entfremdung unseres Kulturkritikbetriebs zu durchbrechen. So gesehen, und das war ja auch ein Traum des anarchistischen Kulturkritikers Timothy Leary ("Chaos und Cyber Kultur"), sind Blogs (nicht, die sich für ihre Meinung bezahlen lassen) sogar in gewisser Hinsicht subversiv.
Thomas Knüwer vom Handelsblatt macht dies mit seinem Blog aus dem Journalistenalltag "Indiskretion Ehrensache" ja auf anderer Ebene vor. Näher als er ist kaum ein deutscher Journalist an seinen Lesern dran – und sie an ihm.
Ja, ein wenig Klischee muss bei der Replik auf die Blogger- und Internet-Schelte des deutschen Filmkritikers Josef Schnelle schon erlaubt sein.
Blogger und andere Amateur-Schreiber seien am Niedergang der Filmkritik in den Printmedien schuld, schrieb er am 14. August in der Berliner Zeitung ("Warum wir Filmkritik brauchen"). So manches bekannte US-Blatt hätte seine Filmredaktion verkleinert oder die Filmkritiker gar entlassen. Weil im Internet ja jeder aufgerufen sei, Filmkritiken zu schreiben und zu bloggen.
"Die Internet-Blogs zersetzen das informierte und unabhängige Urteil" steht da in einer Überschrift, gepaart mit dem Vorwurf, dass sich bei Online-Berichten über Filme eine Warentest-Mentalität eingeschlichen hätte.
Den dilettierenden Bloggern wirft er über ein Zitat vor, dass ihnen die professionelle Background eines Filmkritikers (Filmgeschichte, Entdecker-Qaulitäten etc.) fehlen würden.
Nun ja, ganz unrecht hat er ja nicht, dass online viel und schnell geschrieben wird, vox popoli zu Worte kommt und viele Meinungen nicht fundiert sind. Aber killen deswegen Blogger die Filmkritik in den Printmedien? Haut Schnelle da nicht auf die falschen ein?
Das wurde auch in so manchem Kultur-Blog gefragt und belegt, dass es selbst im der eher unspektakulären deutschen Blog-Szene einige gibt, die sehr wohl in der Lage sind seriöse und qualitativ hochwertige Filmkritik zu liefern (Der Ex-Filmkritiker der FR, Wolfram Schütte, scheint es auf seine alten Tage zu genießen seinen eigenen Blog zu schreiben statt sich den Zwängen eines Verlages zu unterwerfen). Sie werfen denn auch Schnelle Unkenntnis vor, welche Funktion und Bedeutung Blogs haben und wie das Internet funktioniert.
Schnelles Angriff ist für mich nicht nachvollziehbar. Will er das gedruckte Wort retten, hat er Angst um die Position der Filmkritiker oder sieht er in den deutschen Bloggern (was er verneint) eine Konkurrenz für seinen Berufsstand?
Es soll ja auch etliche Printmedien in diesem und anderen Ländern geben, die bei dem niedrigen Niveau schnell geschriebener Blogmeinungen durchaus mithalten können – und zwar ganz bewusst.
Qualität ist ja nicht alles, was gedruckt oder von einem Filmkritiker verfasst ist.
Auch in diesem Berufsstand soll es ja ein Gefälle geben.
Wollen wir dem Publikum vorschreiben, über welchen Kanal es sich informieren darf? Frei nach dem Satz, dass sich eine ungeliebt fühlende Regierung am liebsten ein neues Volk wählen möchte.
Ich werde den Verdacht nicht los, dass hinter der Kritik von Schnelle genau das steckt: Die Filmkritik fühlt sich in und außerhalb der Redaktionen oft nicht respektiert genug, vielleicht auch weil sie in der hehren Kulturkritik neben Theater, Oper, E-Musik etc. oft wenig Platz eingeräumt bekommt, in manchen Redaktionen nicht genug anerkannt wird, wie es ihr zukommt.
Und weil sie oft weit weg vom Leser ist, der vielleicht nur ganz profan wissen möchte, ob der Film ihm irgend einen Mehrwert an Unterhaltung, Wissen, Anregung, Auseinandersetzung etc. bringt.
Und manche Leser suchen auch den Dialog oder lauschen (lesen) gerne den Online-Dialogen. Hier bietet das Internet eine völlig neue Ebene, eröffnet Kritikern neue Möglichkeiten, sich Communities zu schaffen – warum nicht in Verbindung zu Print?
Statt nur aus der einsamen Warte des Kenners und Wissenden zu agieren, könnte ihm das Internet helfen die industrialisierte Entfremdung unseres Kulturkritikbetriebs zu durchbrechen. So gesehen, und das war ja auch ein Traum des anarchistischen Kulturkritikers Timothy Leary ("Chaos und Cyber Kultur"), sind Blogs (nicht, die sich für ihre Meinung bezahlen lassen) sogar in gewisser Hinsicht subversiv.
Thomas Knüwer vom Handelsblatt macht dies mit seinem Blog aus dem Journalistenalltag "Indiskretion Ehrensache" ja auf anderer Ebene vor. Näher als er ist kaum ein deutscher Journalist an seinen Lesern dran – und sie an ihm.