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Auf den Seiten von trendbüro.de lese ich unter der Überschrift "Identitätsmanagement – Anerkennung statt Aufmerksamkeit" den schönen Satz zum 13. Deutschen Trendtag: "Die Ökonomie der Aufmerksamkeit ist tot! Es reicht nicht mehr, laut und anders zu sein. Das kann heute jeder. Zukünftig zählt Anerkennung. Wir sind soziale Wesen. Wir wollen gemocht, respektiert und geschätzt werden. Der Applaus unserer Wahlverwandtschaften sichert unseren Status."


Was ist eigentlich daran neu? 


Neu ist, dass das im Jahr  2008 endlich erkannt wurde.


Jede halbwegs gute Modeverkäuferin hat das im Blut und zollt der Kundin zunächst Respekt und Anerkennung, auch wenn diese ein unmögliches Outfit trägt. Sie weiß, Anerkennung verkauft. Schließlich verkauft sie Produkte, die der Person Image und Reputation verschaffen sollen. Ihr Identität aufwerten sollen – oder ihr vielleicht eine neue, andere Identität geben sollen.

Durch den Erwerb von Produkten wird oft genug Aufwertung, Anerkennung gesucht. Was man anders nicht hat, nicht bekommt, das kann man kaufen ... In neuer Kleidung wird man ein neuer Mensch.

Da liegen freilich so profane Holzhammer-Slogans wie "Geiz ist geil" oder "Saubillig" ganz daneben. Ihnen fehlt das Wörtchen Wert, wie in Preiswert, Anerkennungswert oder Aufwertung.
 

Die Fortsetzung des Trendbüro-Textes erinnert mich an einen Filmtitel aus den 70er Jahren von Helke Sander, "Die allseits reduzierte Persönlichkeit".

Selbst Schein ohne Sein ist heute möglich.
 

"Früher formten uns Arbeit, Familie und Religion. Identität war statisch. Heute fehlt uns Tradition. Wir definieren Identität dynamisch.
In Zeiten des Web 2.0 wird Identität zur Management-Aufgabe. Die Frage „Wer bin ich?“ wird ersetzt durch „Wer will ich sein?“. Je nach Publikum spielen wir unterschiedliche Rollen. Erfolgreiche Rollen optimieren wir und akzeptieren sie als Teil von uns. Ein-Weg-Kommunikation verliert weiter an Relevanz. Nicht das Produkt, sondern der Konsument steht zukünftig im Mittelpunkt. Kundenbeziehungsmanagement wird zur wichtigsten Aktion der Markenführung. Statt ein statisches Bild der Marke in den Köpfen zu verankern, geht es zukünftig stärker darum, die Markenidentität in der Interaktion mit dem Kunden zu leben."
 

Um Missverständnisse zu vermeiden: ich finde den Ansatz des Trendbüros gut, bin allerdings jetzt schon gespannt, wie dies im Marketing- und Werbe-Alltag ankommt. Wie oft erleben wir es, dass Kundenbeziehungs-Management nichts anderes ist als eine Kostenspar-Maßnahme oder noch schlimmer, ein Outsourcen von Diensten über Web-Tools an den Kunden.
 

Wer übrigens einen wunderbar ironischen Abriss zum deutschen Trendtag lesen möchte, sollte von der Ketchum-Dame Petra Sammer bei Media Coffee Blog die wichtigsten Sätze und Buzz Words nachlesen.

Tag(s) : #Kritik – Viral Trash
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