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Wer heute morgen in die Presse schaut, wird kaum eine Titelseite finden, auf der sich die Telekom-Bespitzelung nicht niederschlägt. Obwohl noch keine genauen Fakten vorliegen – oder vielleicht gerade auch deshalb – hat sich das Thema innerhalb der Presse mit hoher Geschwindigkeit verbreitet, nährt Spekulationen und führt die Feder von Kommentatoren.

Angesichts der vermutlichen Bespitzelung von Aufsichtsräten, Managern und Journalisten gehe ein Aufschrei durch den deutschen Blätterwald, ist zu lesen. Man ist sich einig: die Pressefreiheit sei angegriffen, die demokratischen Grundlagen und Freiheiten durch ein Unternehmen ausgehöhlt und erschüttert, ganz so als würden wir in einer Bananenrepublik leben.
Das Wort der zerstörten Reputation taucht wohl deshalb kaum auf, weil niemand mehr Reputation erkennt. Manche Kommentatoren sehen nicht nur die Telekom in Gefahr, die ihr hohes Gut Fernmeldegeheimnis und damit ihr Vertrauen verspielt habe, sondern die gesamte deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. Falls sich der Verdacht bewahrheiten sollte.

Auch wenn sich die Verdachtsmomente nicht oder nicht im ganzen Umfang bestätigen sollten, wird der Schaden durch die ausgelöste virale Kommunikation hoch sein. Zu viel ist in den letzten Monaten durch Fehlverhalten einzelner Konzerne und Personen hochgekocht. Und zu wenig hat die Wirtschaft getan, um nachweislich und nachhaltig zu demonstrieren, dass man von Einzelfällen nicht aufs Gesamte schließen kann.

Worte, dass dies nicht auf die gesamte Wirtschaft zutreffe, reichen spätestens jetzt nicht mehr. Ein Kodex, und zwar ein gelebter muss her, der zeigt, dass gesellschaftlich korrektes Verhalten nicht nur eine Tugend, sondern ein Essential ist.

Unternehmen, die künftig nicht in den zerstörenden Strudel unkontrollierbarer viraler Kommunikation kommen möchten, sollten spätestens jetzt eine Task Force zum Reputations-Management und zur Krisenkommunikation aufstellen. Kosmetik allein hilft nicht für die Zukunft.
Allerdings sollte, wie das Beispiel Telekom zeigt, weniger nach undichten Stellen für negative Informationsabflüsse gesucht werden. Denn dies sind letztendlich nur Symptome, dass an der gelebten Kultur etwas nicht stimmt, was freilich nicht bedeutet, das Unternehmen ihre Informationen, die oft Wettbewerbsvorteile bedeuten, nicht schützen dürfen. 
Die Arbeit sollte deshalb bei der Überprüfung der Firmenkultur und den intern wie extern gelebten Werten beginnen. Aber auch mit der ehrlich beantworteten Frage, wer und was im Mittelpunkt der Leistungen und Ziele steht. Ohne solche Basics wird keine Reputations-Kommunikation aus- und ankommen.




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